Unterwegs zu einem inklusiven Arbeitsmarkt

Viele Arbeitgebende haben schon erlebt, dass Know How verloren ging, weil eine erfahrene Mitarbeiterin, ein versierter Mitarbeiter infolge Krankheit oder Unfall von Behinderungen betroffen war. Eine Weiterbeschäftigung schien unmöglich, weil man sich zu vielen Hindernissen gegenübersah. Diesen Wissensverlust auszugleichen ist eine grosse Herausforderung für die Führung wie auch das gesamte Team.

Aber auch bei der Rekrutierung neuer Mitarbeitender ist in Zeiten des anhaltenden Fachkräftemangels der Ausschluss von rund 20% potenzieller Arbeitnehmender nicht angezeigt. So gross ist der Anteil von Menschen mit Behinderungen an der gesamten Bevölkerung. Viele von ihnen wären eine wertvolle Ergänzung für ein Team, wenn ihnen die Möglichkeiten dazu geboten würden.

In einem inklusiven Ersten Arbeitsmarkt werden diese Potenziale genutzt. Hier haben Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen wie Menschen ohne Behinderungen. Sie können ihre berufliche Tätigkeit frei wählen, sind in ihre Teams vollständig integriert und haben die gleichen Möglichkeiten, sich in der Arbeitswelt zu entwickeln und weiterzubilden, Karriere zu machen oder auch die Stelle zu wechseln.

Hindernisse abbauen ist das Eine

Wie aber können die Hindernisse abgebaut werden? Der Ausgangspunkt liegt oft in unseren Köpfen. Sind wir offen für Veränderungen in der Betriebskultur, in der Führung oder im HR? Sind wir bereit, schrittweise voranzugehen? Und vor allem: Sind wir bereit, uns auf die Menschen mit Behinderungen einzulassen, ihnen zuzutrauen, dass sie am besten wissen, was sie brauchen und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen zu suchen?

Dieser letzte Punkt ist ein Schlüssel zum Erfolg. Es ist nicht möglich, sämtliche Hindernisse «auf Vorrat» abzubauen. Schon gar nicht auf einen Schlag. Aber es ist zielführend, Massnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die auf eine bestimmte Person zugeschnitten sind. Damit kann diese Person ihr Potenzial entfalten und bringt dem Team echten Mehrwert.

Dass die Zugänglichkeit von Gebäuden für Menschen im Rollstuhl wichtig ist, ist allen klar. Was dies aber im Detail bedeutet, kann nur eine Person aufgrund ihrer individuellen Situation sagen. Die Bandbreite der Ausprägungen von Behinderungen ist sehr gross. Und neben Rollstuhlfahrer*innen gibt es noch viele andere Menschen mit Behinderungen. Entsprechend vielschichtig sind die Anforderungen an das Arbeitsumfeld.

Potenziale erkennen und fördern ist das Andere

Aber eben: Nicht alles muss und kann vorgekehrt werden. Jeder Mensch ist anders – profitieren wir von der Vielfalt ihrer Kompetenzen! Viele Menschen mit Behinderungen haben zahlreiche Lebenserfahrungen gelehrt, nicht aufzugeben, für ihre Anliegen einzustehen und zu kämpfen und kreativ Lösungen für unterschiedlichste Probleme zu finden. Die Fähigkeiten, die sie sich dadurch angeeignet haben, setzen sie auch zu Gunsten ihres Arbeitgebers ein. Zudem verfügen etliche über sogenannte komparative Kompetenzen, welche einen teilweisen Ausgleich ihrer Behinderungen ermöglichen. In diesen Bereichen sind sie Menschen ohne Behinderungen überlegen.

Ein inklusives Arbeitsumfeld nützt allen

Wir sehen, Inklusion im Arbeitsmarkt fokussiert oft genug auf die Defizite und die damit verbundenen Aufwendungen zum Abbau von Hindernissen. Diese sind nicht wegzudiskutieren, aber sie stehen nicht isoliert da. Sie werden aufgewogen durch den Mehrwert, welcher durch die Diversität eines Teams entsteht.

Menschen mit Behinderungen gibt es nur solange, wie die Behinderungen in der Umwelt und in den Köpfen bestehen. Ein Arbeitsumfeld, das auf individuelle Bedürfnisse einzugehen vermag, ist in jedem Fall für alle Mitarbeitenden förderlich, ob mit oder ohne Behinderungen. Es schafft Vertrauen und Loyalität, sorgt langfristig für eine höhere Identifikation mit der Arbeitgeberin und damit für bessere Leistungen, tiefere Absenzen infolge Krankheit sowie für eine geringere Fluktuation.

Erste Schritte

Dieser Vision eines inklusiven Arbeitsmarkts kommen wir in Praxisseminaren von Sensability ein Stück näher. Antworten auf die Fragen gibt es in den vier Themenbereichen

  • Hindernisfreie Arbeitsplätze

  • Inklusive Betriebskultur

  • Inklusive Führung

  • Inklusives HR, insb. Personalgewinnung

Die Praxisseminare werden von Menschen mit Behinderungen durchgeführt. Diese Expert*innen wissen garantiert, wovon sie sprechen, der hohe Praxisbezug ist sichergestellt. Und der wertvolle direkte Austausch ebenso.

Viele interessierte Personen aus Wirtschaft, Verwaltung, Kultur, Gesundheitswesen und Bildung haben bereits profitiert von den Impulsen und machen Schritte hin zu einem inklusiven Arbeitsumfeld.

Maria Müller